Misserfolg, und jetzt?

Misserfolg, und jetzt?

Es sind nicht so sehr die Misserfolge, die uns definieren, sondern vielmehr, wie wir darauf reagieren.

– Shane Parrish

Misserfolg, alles ist aus!

Kennst Du das Gefühl nach einem Misserfolg? Du hast Dich ins Zeug gelegt, hart gearbeitet, geschwitzt, gekämpft und am Ende ist alles vergeblich gewesen. Du bist die Lachnummer der Nation geworden, hast Dich ins Abseits manövriert und vor Dir selber das Gesicht verloren. Viel schlimmer: Du hast den Mut verloren und die Erkenntnis, dass Du aus der Niederlage auch etwas lernen kannst.

War wirklich alles für die Katz?

Wohl kaum. Auch das lehrt uns das Leben, dass wir aus jedem Misserfolg lernen können. Noch viel wichtiger ist, nach einem Misserfolg die Scherben zusammenzukratzen, zu analysieren, was genau schief gegangen ist und dann die Lehren daraus zu ziehen.

Steh auf und wag es von Neuem

Bleib nicht liegen! Suhle Dich nicht im Selbstmitleid! Steh auf und nimm einen neuen Anlauf. Sicher hast Du aus der Niederlage etwas gelernt. Vielleicht musst Du das Problem von einer anderen Seite her angehen, noch härter arbeiten, die richtigen Leute mit ins Boot holen, Fachwissen dazulernen usw.

Meine Romanprojekte

Als ich im Frühling 2013 ein E-Book übers Romanschreiben herunterlud und las, war mir noch nicht bewusst, wie steinig und mühevoll der Weg zum ersten Roman werden würde. Es war eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene. Im nachhinein betrachtet war es kein besonders wertvoller Ratgeber, denn er führte mich auf eine falsche Fährte. Im Stil des amerikanischen Edutainement schwadronierte der Autor vor, wie man mit einer Kette von „Was-wäre-wenn-Fragen“ ein Gerüst für einen Roman basteln könne. Dabei streifte er rudimentär auch das Thema Dramatik und 3-Akter. Aber dieses wichtige Thema blieb ein Buch mit sieben Siegeln.

Ich kaufte mir also ein gewichtiges Autorenprogramm (Scrivener) und legte los: Was wäre wenn … Frohgemut bastelte ich meinen ersten Fantasy Thriller zusammen und fing schon bald an zu schreiben. Ich hatte keine Ahnung, wer der Protagonist wirklich war, was er wollte und wer sich ihm in den Weg stellen sollte. Die ersten Szenen gingen mir flott von der Hand, aber plötzlich mutierte der Verräter zum Freund und ich fragte mich, was ich denn nun mit dem Protagonisten anfangen sollte, für den ich immer noch kein klares Ziel definiert hatte. Ganz zu schweigen von irgendwelchen griffigen Plot-Points, Kniffen oder Show-Downs. Ich fing an stundenlang zu recherchieren, und blieb schliesslich im undurchdringlichen Dschungel eines unausgegorenen Romangedankens stecken.

Dann nahm ich mir ein anderes Projekt vor und fing an, mithilfe eines Mindmap-Programmes die Geschichte zu entwickeln. Es ist selbstredend, dass auch dieses Vorhaben steckenblieb. Mindmapping ist denkbar ungeeignet, um eine Story zu plotten. Dann versuchte ich es mit Clustering, erstellte komplizierte Excel-Tabellen und gab schliesslich verzweifelt auf.

Der Durchbruch kommt irgendwann

Hartnäckig blieb ich dran und suchte das Internet ab nach sinnvollen Erklärungen, wie man denn nun eine funktionierende Geschichte erfindet. Ich hörte einem amerikanischen Creative-Writing-Professor stundenlang zu, der versuchte, ein modifiziertes 3-Akt-Modell zu erklären. Doch wie kapiert man etwas, das man nicht begreifen kann? Und doch gibt es Abertausende von Autoren, die es kapiert haben. Also muss ich es doch auch können.

Bis ich auf Youtube auf 3 Videos von Mary Caroll-Moore stiess, die den Aufbau einer Geschichte mithilfe des W-Schemas erklärte. Das machte Sinn für mich und half mir, meine erste funktionierende Kurzgeschichte zu schreiben (Ein Bettsofa aus dem Brockenhaus, 2013). Die Geschichte erhielt das Zeugnis „ganz ordentlich“. Dennoch fanden meine Testleserinnen, davon sollte es mehr geben, was mich dazu motivierte, meinen ersten Roman zu schreiben. Ich wendete dieselbe Technik an und siehe da, es hat funktioniert (Abfahrt in zwei Minuten, 2014).

Nie aufhören zu lernen

Während dem Schreiben entwickelte ich meine Fähigkeiten weiter. Dann belegte ich einen Schreibkurs, der mich weiterbrachte. Ich las Bücher über das Schreiben, Blogs über das Schreiben und beteiligte mich in Online-Foren über das Schreiben. Zwischendurch schrieb ich eine mittelalterliche Liebesnovelle (Wie am ersten Tag, 2014), die ich meinem Sohn zur Hochzeit schenkte. Zum letzten Mal wandte ich das W-Schema an, denn inzwischen beschäftigte ich mich mit dem 7-Punkte-Schema von Dan Wells, das mich eine Geschichte viel effizienter und spannender plotten lässt.

Mit diesem mächtigen Werkzeug erschuf ich meinen neusten Roman (Zeit heilt keine Wunden, 2015), der bisher sehr gute Rezensionen erhalten hat und bei meinen Leser/innen begeistert aufgenommen wird.

Misserfolg?

Ein Misserfolg ist es nur, wenn man nach einer Niederlage liegen bleibt. Erfolg ist es, nach einem Misserfolg aufzustehen, den Staub von den Hosen zu schütteln und einen neuen Anlauf zu nehmen.

Ich wünsche Dir Misserfolge, die Dich stärker machen und die Du in grandiose Erfolge umwandeln kannst.

 

 

Misserfolg, und jetzt?
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