Vermeide „verdammt“, zum Donnerwetter!

Im Blog von „xojulia“ fand ich in einer Liste von 30 superhilfreichen Schreibtipps diesen:

Ersetze das Wort „verdammt“ jedes Mal, wenn du dazu geneigt bist „sehr“ zu schreiben. Dein Verleger wird es streichen und das Geschriebene wird genauso sein, wie es sein soll. – Mark Twain

Da kam mir eine Episode in den Sinn, die ich mit meinem letzten Roman „Wohin der Wind uns trägt“ erlebt habe. Eine begeisterte Leserin meiner früheren Romane las die in diesem Blog veröffentlichte Leseprobe über Sarahs ersten Arbeitstag. Weil Sarah, die Protagonistin, eine schwierige Vergangenheit hatte, klingt auch ihre Sprache entsprechend. Nicht sehr gehoben, sage ich mal untertreibend. „Verdammt“, „leck mich“ und „Scheiße“ gehören bis kurz vor den Schluss der Geschichte zu ihrem normalen Vokabular. Natürlich reden nicht alle Figuren in diesem Ton. Besonders ihr Freund Ashton spricht sehr freundlich, überlegt und sauber.

Besagte Leserin störte sich derart an Sarahs „Fäkalsprache“, dass sie das Buch meines Wissens nicht gelesen hat.

Aus Fehlern lernen

Bei meinem jetzigen Roman (Arbeitstitel: Die #instaqueen von L.A.) trug ich dieser berechtigten Kritik Rechnung. Und es ist mir gelungen, einen spannenden, herzerwärmenden Roman zu schreiben, ohne auf die unanständigeren der sogenannten „sekundären Interjektionen“ zurückgreifen zu müssen.

Was ich dabei lernte: Zu den sekundären Interjektionen gehören nebst den jetzt nicht zu wiederholenden Fäkalwörtern auch Ausdrücke wie Mensch, zum Donnerwetter, Herrgott nochmal, meine Güte, geh, komm usw.

Interessant, nicht? Diese Interjektionen vermitteln einen mündlichen Sprachausdruck in geschriebenen Texten, da diese hauptsächlich im mündlichen Sprachgebrauch verwendet werden.

Deshalb sage ich jetzt: Ach geh! Mensch, wenn ich das so betrachte, brauch ich diese abfallorientierte Sprache nicht mehr.

Kleine Kostprobe gefällig?

Amber telefoniert mit ihrer besten Freundin, Rose, die sie ohne ihr Wissen bei der Castingshow angemeldet hat. (Bei Sarah hätte es bestimmt anders geklungen …)

Photo by Matthew Kane on Unsplash

Ich stand auf. »Ich muss telefonieren. Dad, kann ich ins Büro gehen?«
»Ja, mach nur.«
Noch während ich hinüberging, wählte ich Rose’s Nummer. Als sie dranging, sagte ich: »Warst du das, Rose?«
Sie lachte vergnügt. »Wenn du dich nicht angemeldet hast, muss es wohl so sein.«
»Aber, das kannst du nicht machen! Ich will dort nicht auftreten. Nochmals werde ich mich nicht mehr bis auf’s Unterhemd blamieren. Melde mich sofort wieder ab, hörst du?«
»Hey Amber, sei kein Spielverderber. Unser Castingauftritt findet in drei Wochen statt. Bis dahin sind wir mit unseren Songs sattelfest.«
»Rose!« Ich senkte meine Stimme. »Du. Meldest. Mich. Wieder. Ab.«
Sie seufzte. »Jetzt schlaf erst mal darüber. Morgen sieht es schon nicht mehr so schlimm aus. Das schaffst du locker.«
»Hör mir einmal im Leben zu! Ich werde dort nicht auftreten und du meldest mich wieder ab. Mach es rückgängig. Sonst …«
»Sonst? He, das sind ja ganz neue Töne von dir. Was sonst?«
Jetzt hatte sie mich erwischt. Ich wollte ihr drohen, aber ich war es doch, die auf ihr Wohlwollen angewiesen war. Ich konnte ihr nicht drohen. Das käme einem sozialen Selbstmord gleich.
»Ach, nichts. Bitte, mach es einfach rückgängig.«
Bevor sie wieder etwas entgegnen konnte, legte ich auf. Ein paar Sekunden später rief sie wieder an. Aber ich drückte ihren Anruf weg und schaltete das Handy aus.

In diesem Sinn wünsche ich dir eine angenehme Woche. Und gib auf die sekundären Interjektionen Acht, die dir entschlüpfen wollen. 🙂


Quellenangabe Beitragsbild: Photo by Comix Reference on Unsplash

Vermeide „verdammt“, zum Donnerwetter!
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