Ich habe einige Bücher übers Drehbuch- und Romaneschreiben gelesen und einfach nicht begriffen, wie ich eine Geschichte spannend planen kann. Mir fehlte das Verständnis für die Dramaturgie. Ich wusste zwar bereits, dass schon Aristoteles gelehrt hatte, eine Geschichte in 3 Akten zu erzählen:

1. Akt: Einführung und Beschreibung des Problems (25%)

2. Akt: Handlung, um das Problem zu lösen (50%)

3. Akt: Lösung des Problems (25%)

Aber das half mir nicht sehr viel weiter. Was, zum Geier, sollte denn in diesem 2. Akt passieren? Wie sahen die sogenannten Wendepunkte zwischen dem 2. und dem 3. Akt aus?

Erst mithilfe des W-Schema, wie es Mary Carroll Moore in ihren Youtube-Videos erklärt begriff ich, wie’s geht:

Wer nicht so gut Englisch versteht, hier eine freie Kurzfassung:

Wir planen nicht einen 3-Akter, sondern einen 4-Akter mit einem mittleren Wendepunkt zwischen dem 2. und 3. Akt. Der 2. Akt nach Aristoteles umfasst hier den 2. und 3. Akt. Der Story-Verlauf läuft wie ein grosses W:

Vom Startpunkt (oben links) wird im 1. Akt das Problem beschrieben, die Charaktere eingeführt und das Umfeld beschrieben.

Der Wendepunkt nach dem 1. Akt stellt das Problem dar, das gelöst werden muss oder will: Ein Schatz, der gefunden werden muss, eine Liebesbeziehung, die unmöglich erscheint, sonst ein Problem, worum gerungen werden muss.

Dann geht es hinauf zum mittleren Wendepunkt in der Mitte des grossen W. Es gibt Lichtblicke, Figuren tauchen auf, die der Protagonistin helfen. Kurzzeitig scheint es, als sei die Lösung des Problems oder Erreichung des Ziels in greifbarer Nähe.

Bis beim mittleren Wendepunkt ein Ereignis eintritt, das alles noch viel schlimmer werden lässt. Es geht wieder bergab. Immer mehr Rückschläge treffen den Protagonisten, er muss sehr leiden. Zwischendurch kann es einen Moment des Aufatmens geben, bevor es noch schlimmer wird.

Beim letzten Wendepunkt zwischen dem 3. und dem 4. Akt ist der absolute Tiefpunkt erreicht. Es scheint absolut aussichtslos, das Ziel zu erreichen, das Problem zu Lösen. Nun muss der Protagonist oder die Protagonistin alle Kraft aufbieten und kämpfen. Vielleicht helfen Freundinnen und Freunde oder andere Umstände. Aber der Kampf um die Lösung des Problems gipfelt im Kampf gegen den Schurken, gegen die feindliche Macht, die eine Lösung des Problems verhindern will.

Am Ende muss die Balance wieder hergestellt werden. In einer Komödie gibt es ein Happy End, in einem Drama nicht. Es kann auch ein offenes Ende geben, oder ein Cliff-Hanger zu einer Fortsetzungsgeschichte.

Am besten zeichnet man sich dieses grosse W auf ein Blatt von der Grösse A3 oder A2 auf und notiert sich die Szenen auf Post-It’s, die man dann an den entsprechenden Stellen hinklebt. So bleibt man flexibel, um die Szenen wieder zu verschieben, wenn sie noch nicht passen.

Mit diesem Schema habe ich meine ersten Liebesromane geplant. Der Rest war Schreiben und Charakter entwickeln und Recherchieren und …

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Geheimnis der Dramaturgie entschlüsselt
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