Am letzten Samstag besuchte ich endlich das Safiental im Bündnerland, in dem sich ein grosser Teil des Romantic Thrillers „Zeit heilt keine Wunden“ abspielt. Ich kannte das Tal bis jetzt nur von Fotos, Landkarten und Google Maps.
Bei Bonaduz stieg die Strasse gerade nach oben und bog dann in eine wildromantische Schlucht ein. Im Tal unten verliefen die Schienen der Rhätischen Bahn neben dem ungezähmten Vorderrhein in Richtung Ilanz.
Wie ein Wächter zum Safiental, versperrte ein Felsbrocken mit einem nadelöhrartigen Tor den Weg und liess nur jeweils ein Auto aufs mal passieren.
Ich wählte den Weg, den auch Tom im Buch das erste Mal gefahren war. Nach Versam nahm ich die Abzweigung nach Tenna und wendete bei der weissen Kirche mit dem hohen, spitzen Turm, machte ein Foto von der Pension Alpenblick, wo Tom den alten Mann befragte und fuhr dann wieder zurück zur Talstrasse, die entgegen meiner Annahme nicht am Talboden verlief, sondern ständig dutzende Meter weiter oben am sehr steilen Hang dem Hauptort zustrebt.
Schiesslich erreichte ich Safien Platz und fand auch das Gasthaus Rathaus auf Anhieb, das still neben dem Ausgleichsbecken des Elektrizitätswerks liegt. Hier ass Tom heisshungrig Tatsch, eine alte Walser Mehlspeise mit eingemachten Früchten. Der leere Schaukasten sprang mir ins Auge. Eine mit Kreide geschriebene und ziemlich verwischte Botschaft teilte mit, dass das Gasthaus wegen Geschäftsaufgabe bis auf weiteres geschlossen sei. Für mich eine herbe Enttäuschung, hatte ich mich doch so darauf gefreut, in der gemütlichen Gaststube etwas zu trinken. Ich hatte auch ein Buch mitgebracht, um es den Wirtsleuten zu schenken.
Die Internetseite http://gasthaus-rathaus.ch verkündete jedoch, das Restaurant sei wegen Pächterwechsels im Moment geschlossen. Ich entnehme dieser Ankündigung die Hoffnung, dass das Lokal irgendwann wieder eröffnet wird. Es besteht also die Chance, dass ich doch noch zu einem Walser Tatsch komme – irgendwann.