Sonntagsinterview

Meine Autorenkollegin Christine Eigensatz Jäggi macht mit anderen Autoren ein Sonntagsinterview. Letzte Woche durfte ich ihr Red und Antwort stehen. Was dabei herausgekommen ist, kannst du hier lesen. Ich gebe das Sonntagsinterview mit Christines freundlicher Erlaubnis wieder:

Das Sonntagsinterview

Ich kann mich noch gut erinnern, als mich Martin Fischer über die Leser-Plattform „Lovelybooks“ angeschrieben hat und mich zu meinem Erstling „Fatale Schönheit“ lobte. Endlich einen weiteren Schweizer Autoren kennenzulernen, fand ich total aufregend. Im Laufe der vergangenen drei Jahre entstand eine schöne (Mail-)Freundschaft, auch mit gegenseitigem Testlesen unserer neuen Romane. Ich schätze Martins kritische Betrachtung meiner Geschichten enorm, auch seine tollen Tipps und Hinweise. Vielen Dank dafür! 😊
Martin hat inzwischen schon fünf Liebesromane veröffentlicht, zuletzt „Famous in L.A.“

Lieber Martin, herzlich Willkommen zum Sonntagsinterview! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für meine Fragen nimmst.

1. Ein paar Worte über dich?

Martin: Danke, liebe Christine. Es ist mir eine Ehre, mit dir über meine Bücher und mich zu plaudern. Schon als Kind verspürte ich den Drang, zu schreiben. Ich erinnere mich noch an meine ersten Karteikärtchen, auf denen ich Protagonisten und Handlungsorte notierte. Allerdings ist es stets beim Wollen oder ersten Einstiegen geblieben. Ich war als Kind ein Zappelphilipp und konnte mich – ausser Lesen – kaum auf längere Projekte konzentrieren. An ein paar Häufchen Rechnungsaufgaben konnte ich einen ganzen Nachmittag sitzen, und wurde doch nicht fertig. Später lernte ich, strukturiert zu denken, schrieb Computerprogramme und fasste 2013 mit 51 Jahren endlich den Mut, ein „Buch“ zu schreiben. Die erste Novelle (Liebe aus zweiter Hand) löste so begeisterte Echos aus, dass ich mich weiter vorwagte und anfing, Romane zu schreiben. Und sonst … bin ich mit meiner lieben Frau seit bald 30 Jahren verheiratet, die Kinder sind ausgeflogen, und wir leben im schönen Berner Oberland.

Christine: Das mit den Rechnungsaufgaben ging mir ähnlich 😅 An fehlender Konzentration lag’s aber nicht. Vielmehr daran, dass ich Zahlen nicht ausstehen konnte!

2. Du hast im Dezember 2017 dein neues Buch „Famous in L.A. – Liebe mit Hindernissen“ (Forever by Ullstein) publiziert. Hobby-Sängerin Amber wird von einer Freundin heimlich bei der Castingshow „Famous in L.A.“ angemeldet, und schon bald ändert sich ihr Leben komplett.
Mir bot die Geschichte unter anderem einen sehr interessanten Einblick in die Welt der Stars und Sternchen.
Wie entstand die Idee zu diesem Roman?

Martin: Zwei Dinge gaben den Ausschlag. Auf Pinterest, wo ich Inspirationen für meine Protagonisten holte, fielen mir immer wieder Kommentare zu Fotos von Stars auf, wie etwa „I wanna be her.“ Dabei geisterte der Gedanke durch meinen Kopf, wie sich so jemand verhalten würde, wenn sie plötzlich die Rollen tauschte. Im Frühling 2016 waren wir mit dem Wohnwagen in Saint Tropez in den Ferien, als mich im dortigen Jachthafen meine Ideen einholten und ich mir konkret anfing zu überlegen, wie ich die Welt der Schönen und Reichen in einen Roman einfangen könnte.

Christine: Ich finde, das ist dir sehr gut gelungen!

3. Besonders gut gefallen in „Famous in L.A.“ haben mir die ersten Szenen rund um Ambers Castingauftritt – da habe ich richtig gehibbelt! Aber auch Ambers Erlebnisse in Rio (Anfahrt durch Armenviertel Favelas, Schiesserei, Kinderheim) waren eindrücklich und spannend geschrieben.
Gibt es eine Szene, die dir am Herzen liegt?

Martin: In jedem Buch gibt es Szenen, die man lieber schreibt als andere. Die Rio-Szenen finde ich persönlich sehr wertvoll, die in der Mitte des Buches und die ganz am Schluss. 😀 Aber ich will hier nicht spoilern.
Zwei andere Szenen mag ich auch total. Die erste ist in Kapitel 19, wo Amber eine spannende Morgensitzung erlebt (die mir auch heute noch ein Grinsen ins Gesicht treibt) und nach einem Tag voller Hektik mit wenig Zeit zum Essen plötzlich mit ihrem Idol auf der berühmtesten Bühne von L.A. einen Song singen muss. Ich liebte es, Ambers Naivität und Kindlichkeit in die oberflächlich glitzernde Scheinwelt der Stars zu stellen und zu sehen, wie sie damit umgeht.
Die zweite Szene findet sich in Kapitel 25, wo Amber diesen jungen Anwalt, Ashton Mansfield, in Bakersfield aufsucht, der ihr bei der Suche nach ihren Eltern helfen soll. Dabei begegnet sie auch seiner Frau Sarah, der Protagonistin aus „Wohin der Wind uns trägt“. Für mich war es, als hätte ich meine Kinder wieder getroffen, die plötzlich reifer und erwachsener geworden sind. Dieses Wiedersehen war für mich sehr emotional.

4. Stell dir vor, du könntest irgendeine Figur aus der Literaturwelt treffen. Wer (oder was) wäre das, und warum?

Martin: Muss ich mich da jetzt echt entscheiden? 😀 Also gut … ich würde gerne den Schweizer Autor Alfred Bodenheimer kennenlernen und mit ihm über seinen Protagonisten Rabbi Gabriel Klein sprechen. Sicher könnte ich von beiden eine Menge lernen. (Alfred Bodenheimer: Der Messias kommt nicht, Rabbi Kleins dritter Fall, 2016.) Rabbi Klein verkörpert für mich einen jener Menschen, die der Sache auf den Grund gehen, nicht locker lassen, und dennoch nicht ihre Menschlichkeit verlieren und an das Gute glauben. Er ist ein echt Suchender, so wie ich.

5. Was ist für dich das Schönste am Schreiben bzw. warum schreibst du?

Martin: Es ist diese tiefe Sehnsucht, Unordnung zur Ordnung zurückzuführen. Es sind diese Protagonisten mit ihren Höhen und Tiefen, ihren Herausforderungen, den rechten Weg zu wählen. Und meine Geschichten müssen mit einem Happy End enden. Oder zumindest einen positiven Weg offenlassen.

6. Gibt es ein Genre, in dem du niemals schreiben könntest?

Martin: Ich würde nie Bücher schreiben, die das Böse und Finstere verherrlichen, in denen Sex, Gewalt, Magie oder Tod im Zentrum stehen. Wenn man es in Filmaltersangaben ausdrücken wollte, würde ich wohl kaum FSK 16 oder darüber schreiben. Aber durchaus FSK 12. Auch das hat wohl mit meiner Antwort auf die vorherige Frage zu tun.

7. Schreibst du bereits an einem neuen Buch?

Martin: Nein, aktuell habe ich kein Romanprojekt in Arbeit. Hier und da geistern Ideen herum, aber ich habe mir bewusst eine Pause genommen, um mehr (ungeteilte) Zeit mit meiner Frau und meinen erwachsenen Kindern verbringen zu können. Zudem ist im Januar unser erster Enkel zur Welt gekommen, den wir, obwohl er in Amerika lebt, häufig per Video-Chat sehen und uns an seinen Fortschritten freuen. Daneben lese ich wieder einmal viel, was ich auch total geniesse. Aber ich freue mich schon darauf, wieder Schreiben zu können. Ganz toll wäre eine Kooperation mit einem anderen Autoren oder Autorin, um zusammen einen Roman zu schreiben. Wie heisst es so schön: Zusammen ist man weniger allein.

Christine: Vielen Dank für das tolle Interview!


Link zu Christines Homepage: https://christinejaeggi.jimdo.com/

Link zum Interview auf Facebook: https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=1399873406824536&id=802569229888293

Sonntagsinterview
Markiert in: