Laila Ibrahim – Gelber Krokus

Sklaven und die Weissen – Einblick in zwei Welten

Das Buch erzählt zwei Geschichten. Einerseits die der Sklavin Mattie in einem Herrschaftshaus in Virginia um 1836 bis zu ihrer Flucht nach Ohio zwölf Jahre später. Andererseits die von Elizabeth (Lisbeth), die 1836 in eben jenem Herrschaftshaus zur Welt kam und von Mattie als Amme aufgezogen wurde. Da ihre eigene Mutter mit diesem Neugeborenen nichts anzufangen wusste, wurde die Bindung zur Amme umso stärker und bestimmte ihr späteren Lebensentscheidungen. Lisbeths Entwicklung durch verschiedene Stadien des Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalters werden punktuell und doch zusammenhängend erzählt, sodass man mit ihr gross wird.

Lange Passagen in erzählendem, für mich eher langfädigem Stil lösten sich mit Passagen spannender Handlung und zwischenmenschlicher Beziehungen ab, in die ich fieberhaft lesend eintauchen konnte. Insgesamt entwickelt das Buch einen angenehmen Rhytmus, der einen immer wieder weiterzieht.

Das Buch hat mir im Grossen und Ganzen gut gefallen. Lisbeths Entwicklung war stimmig beschrieben und ihre Entscheidung gegen Ende des Buches nachvollziehbar. Mit Mattie litt ich mit, wie als Jugendlicher beim Lesen von Onkel Toms Hütte.

Der Roman wird Jugendliche und Erwachsene gleichermassen ansprechen. Die beschriebenen Liebesszenen würden einem Film „ab 12“ eintragen, ebenso die wenigen Szenen mit körperlicher Gewalt.

4 Sterne – Gute Unterhaltung, kleine Schwächen.

Verfasser: Martin Fischer – https://autor-martin-fischer.ch